Als Du so rein geboren,
hatte ich mir geschworen,
das nichts und niemand Dir je Qualen zufügen wird,
hab bei allem auf mein Gefühl gehört,
Du gedeitest gar prächtig,
wuchst stetig mächtig,
warst ein glückliches Kind,
lerntest geschwind.

Den natürlichsten Instinkt aller, stets befolgt,
immer das Beste für dich gewollt,
hab ich gestillt, gesungen, getragen,
nie musste ich je was hinterfragen,
auch nicht den Termin zur Injektion,
das gab’s ja immer schon,
solltest gesund und munter bleiben, war der Plan,
doch nichtsahnend fing es genau da an.

Was anfing, mein Kind, das spürst du noch heute,
vielleicht selbst, vielleicht auch nur die Blicke der Leute,
weil Du im Rollstuhl sitzt, gefangen,
nicht hören KANNST seit langem,
Dir alles zu viel ist, in dieser Welt,
oder es anders um dich ist, schlecht bestellt.

Ich dachte, nein es wurde mir erzählt, es sei ungefährlich,
keiner dieser Menschen meinte es ehrlich,
setzten mit meinem Einverständnis deine Gesundheit aufs Spiel,
jetzt ist ihnen jede Antwort zu viel,
weshalb Du allergisch reagierst, wollte ich wissen,
oft kam mit „reinem“Gewissen,
das sei familiär bedingt,
wir beide wissen dass das nicht stimmt,
das sei die Laune der Natur,
blieben die Ärzte stur.

Die zweite kam, was sollte passieren,
ich wollte dich schließlich nicht verlieren,
zu hause warst Du sichtlich erschöpft und matt,
nach nur zweimal saugen auch schon satt,
ich legte Dich sanft nieder,
da war es, dieses ungute Gefühl, „mal wieder“
ich will Dich beschützen hab ich geschworen,
dich heute nicht doch ein Stückchen mehr verloren?

Diese Nacht, ich denke daran noch heute wie gestern,
du schriest untröstlich, ich rief die Schwestern,
das steht doch als Nebenwirkung aufgeschrieben,
was gegen Fieber haben sie Dir verschrieben,
sind wieder gegangen,
ohne zu fragen, zu erkennen, zu bangen,
kurz darauf, auch wie beschrieben,
solltest Du Deinem ersten Krampf erliegen.

Die Ärzte, hatten auch dafür Medizin,
ein Zusammenhang zur Impfung kam nicht in den Sinn,
stattdessen gab es zur Aufklärung Deiner Epilepsie,
den Dritten Termin, welch Ironie,
es tut mir leid, das musst du mir glauben,
auch mein Gewissen, wird noch viele Nächte Schlaf mir rauben.

Ändern habe ich da noch nichts können,
fehlte mir doch das Wissen, dies alles hier zu erkennen,
mit flauem Gefühl nahm ich den Termin war,
merkte schon bald, das dies ein Fehler war,
die Muskeln schwach, lagst Du in meinem Arm,
dein Blick der vorher voller Charme,
wendet sich ab von mir,
bekomme ihn heute noch selten von Dir.

Keine Gefühle gelernt dieses Kind, kein Benehmen,
mit Tabletten noch könnten sie`s zähmen,
der Kopf wird geschüttelt über „Inkonsequenz“, „Unfähigkeit“,
Unverständnis macht sich breit,
wenn ich die Liste der Ärzte zücke,
ein Impfbuch ohne Lücke,
mit den Worten den Ursprung doch hier zu suchen,
scheiß Gegner hört man sie rufen.

Wir sind also asozial,
weil Du jetzt anders bist, in deren Augen nicht normal,
ich weil ich die Schuld wo anders vermute und weiß,
du wirst nicht mehr geimpft, um keinen Preis,
ich sehe was in den Augen der Kinder geschrieben steht,
irgendwo ist keines mehr so unverfehlt.

Mich in diesem Brief an Dich, mein liebes Kind, zu rechtfertigen vermag ich nicht,
steht auch noch heute so viel Unwissen in meinem Gesicht,
das ich es nicht einmal erklären kann,
doch könnte ich noch mal wählen, dann
glaub mir mein Herz ich würde nichts ändern,
nur der Impfung bliebst du fern,
zu viele Phasen hast du durchlebt,
das persönlich kausaler Zusammenhang besteht,
so nennen sie das bei Tod oder 100 Prozent,
ein Narr ist der, welcher hier Ironie erkennt.

Nicht aber du mein Schatz und für dich sind diese Zeilen,
mir zu verzeihen,zu verweilen,
in Einklang mit mir und der Zeit welche wir noch haben,
mich an deiner Frohnatur zu laben,
du schimpfst nicht, weder auf mich noch die Menschen,
kennst du doch besser deine Grenzen,
wenn ich wieder nicht zu erkennen vermag,
was mir deine kleine, zu schnell groß gemachte, verletzliche Seele sagt.

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